
Substanzkonsum und Elternschaft – Auswirkungen auf das Kindeswohl im familiengerichtlichen Kontext
Der Konsum von Alkohol oder illegalen Drogen kann tiefgreifende Auswirkungen auf die elterliche Erziehungsfähigkeit haben. In familiengerichtlichen Verfahren wird dieser Aspekt besonders dann relevant, wenn Anzeichen bestehen, dass der Substanzkonsum das Wohl des Kindes gefährden könnte.
Substanzkonsum ist nicht gleich Erziehungsunfähigkeit
Nicht jeder gelegentliche Konsum führt automatisch zu einer Beeinträchtigung der elterlichen Fähigkeiten. Entscheidend ist die Frage, ob und in welchem Ausmaß der Konsum das Verhalten, die Fürsorge und die Verlässlichkeit gegenüber dem Kind beeinflusst.
Wichtige Kriterien in der Begutachtung sind:
-
Häufigkeit und Menge des Konsums
-
Auswirkungen auf die Alltagsbewältigung
-
Veränderungen im Verhalten wie Reizbarkeit, emotionale Instabilität oder Vernachlässigung von Pflichten
-
Einschätzung der Einsichtsfähigkeit und Bereitschaft zur Veränderung
Relevanz im familiengerichtlichen Verfahren
Gerichte müssen abwägen, ob das Kindeswohl durch den Substanzkonsum gefährdet ist. Dabei spielen neben den Ergebnissen von Drogenscreenings auch Verhaltensbeobachtungen und die Einschätzung der Stabilität des familiären Umfelds eine Rolle.
Als Sachverständige analysiere ich nicht nur den Konsum selbst, sondern auch dessen funktionalen Zusammenhang mit der Eltern-Kind-Interaktion.
Mögliche Gefährdungsaspekte
-
Physische Gefährdung: eingeschränkte Aufsicht, Unfälle, medizinische Vernachlässigung
-
Emotionale Belastung: unberechenbare Stimmungen, fehlende emotionale Verfügbarkeit
-
Soziale Folgen: Instabilität in der Wohn- und Lebenssituation, Konflikte mit Behörden oder im sozialen Umfeld
Ressourcen und Schutzfaktoren
Eine Begutachtung betrachtet nicht nur Risiken, sondern auch vorhandene Schutzfaktoren: stabile Bindungen, Unterstützung durch das soziale Umfeld, begonnene Therapien oder langfristige Abstinenzprogramme.
Diese Faktoren können entscheidend dafür sein, ob und wie eine elterliche Erziehungsfähigkeit wiederhergestellt oder erhalten werden kann.
Fazit
Substanzkonsum in der Elternschaft ist ein sensibles Thema, das fachlich differenziert betrachtet werden muss.
Ein fundiertes, unabhängiges psychologisches Gutachten kann Gerichten helfen, zwischen vorübergehenden Problemen und dauerhaften Gefährdungslagen zu unterscheiden – und so Entscheidungen zu treffen, die dem Wohl des Kindes gerecht werden.
Kommentar hinzufügen
Kommentare